Mein erstes Jahr mit den Bienen

Mein erstes Jahr mit den Bienen  …  Ein Beitrag unserer Vereinsfreundin Julia Umlauf 

Der Gedanke sich mehr mit der Natur zu beschäftigen und sie besser kennenzulernen, reifte schon eine Weile in mir. So fing ich an, in meinen Garten insektenfreundliche Wiesen, Obstgehölze, Totholzecken, Steinhaufen, Kompost und unzählige ertragreiche Blumen und Bäume anzupflanzen. Schnell merke ich, dass ein insektenfreundlicher Garten durchaus auch etwas Freizeit schafft, da man diesen in gewissen Teilen auch unberührt lassen sollte. So wuchs der Gedanke ein weiteres Hobby zu beginnen, welches kompatibel mit meiner Art des Gärtnerns sei. Schnell bestellte ich die ersten Bücher, las viele Artikel, sah Videos, unterhielt mich mit Menschen und stellte fest, dass es unfassbar viel Lehrreiches gab. Der altbekannte Spruch „10 Imker, 11 Meinungen“ ist durchaus zutreffend und so wusste ich trotz vieler Ideen dennoch nicht, wo ich anfangen sollte. Dank meines Imkerpatens (Hr. Gerhard Schenke) und der Internetseite des Imkervereins Pößneck e.V. (https://www.imkerverein-poessneck.de/) wusste ich, dass es Lehrgänge für Jungimker gibt. Denn obwohl man sich einfach ein Volk kaufen könnte und somit Imker wäre, war mir dies einfach nicht genug um beginnen zu können. Also absolvierte ich einen Anfängerkurs (http://www.lvthi.de/lvthi.html) des Landesverbandes für Thüringer Imker e.V. und lernte durch Hr. Müller und seine geschätzten Kollegen die Grundkenntnisse, um als Imkerin starten zu können. Hier erfuhr ich auch, dass nicht nur der Honig als Produkt der Biene für mich nutzbar wäre, sondern auch das Bienenwachs und viele weitere Rohstoffe. Auf Grund der aktuellen Situation und der damit verbundenen Einschränkungen gestaltete sich das Lernen mit anderen Jungimkern, sowie die Teilnahme am Lehrgang selbst, als äußerst schwierig. Die Termine mussten auf unbestimmte Zeit verschoben werden um so das gesundheitliche Risiko zu minimieren. Dies führte dazu, dass einige Jungimker ohne Verein und Imkerpaten starten mussten. Zum Glück blieb mir dieses Schicksal erspart! Unter Berücksichtigung der vorgegebenen Regelungen fand der Austausch, zwischen meinem Imkerpaten und mir, telefonisch oder mit ausreichend Abstand an der frischen Luft statt. Ich startete im Frühjahr 2020 mit meinen ersten 2 Völkern, einem Ordner voll Wissen, einem sehr erfahrenen Imkerpaten und der Hoffnung, ein bisschen Honig ernten zu können. Schnell zeigte sich, dass die Praxis noch deutlich interessanter ist als die Theorie schon versprach. Wöchentliche Kontrollen deuteten darauf hin, dass sich meine Völker prächtig entwickeln und einer ersten Honigernte nichts im Wege stehen sollte. Ich kaufte ein paar Gläser, entwarf mein eigenes Etikett und war mehr als verblüfft als sich zeigte, dass meine Frühtracht – Ernte sich auf 53 kg aus 2 Völkern belief.    Selbst andere Imker waren über diese erste Ernte recht erstaunt. Stolz und voller Tatendrang füllte ich den geernteten Honig in meine Gläser ab und klebte mein Etikett darauf. Dies war die Geburtsstunde der „Wabenhelden“. Denn das sind meine Bienen, die Helden meines Gartens! Nach einer erfolgreichen Frühtrachternte folgte eine gute Sommertracht, welche sich auf weitere 25 kg belief. Bei der Verarbeitung des Honigs konnte ich, dank guter Anleitung, bereits einige Schritte selbstständig ausführen. Vom Schleudern, Entdeckeln, Sieben und Abfüllen kann man einfach nicht genug bekommen. Denn es ist das Ergebnis guter Arbeit und Führsorge an und mit den Bienen. Da selbst ich keine 75 kg Honig erwartet hatte und ich diese auch nicht allein verzehren kann begann ich meinen Honig im kleinen Kreise zu verkaufen. So entwarf ich nicht nur mein eigenes Etikett, sondern auch Geschenksets in unterschiedlichen Ausführungen. Hierfür begann ich mich mit dem Thema Bienenwachskerzen zu beschäftigen, da auch dieses Handwerk für mich sehr interessant ist. So wurden aus aussortierten Töpfen, einem DDR – Einkochautomaten, einer alten Herdplatte und diversen Formen schnell ansehnliche Teelichter, Pfotenabdruckkerzen, kleine Geschenke und viele weitere Bienenwachskerzen die bald auch in die Vermarktung der „Wabenhelden“ mit eingebunden wurden. Fazit des ersten Bienenjahres: Die Hobbyimkerei ist zeitaufwendig und durchaus kostenintensiv. Bienenwachs, Honig und Propolis kleben einfach überall und Bienen stechen auch ihre Imkerin. Dennoch möchte ich dieses Hobby nicht mehr missen! Denn die bisher gemachten Erfahrungen mit meinen Bienen, das (wenn auch meist nur telefonische) Kennenlernen anderer Imker und meiner Vereinskollegen, das entspannte Summen am Bienenstand und das Gefühl wenn man sein erstes Glas des eigenen Honigs in der Hand hält sind einfach unbezahlbar. Ich kann mit gutem Gewissen jedem Interessenten dieses Hobby, ja vielleicht sogar diese Lebenseinstellung, wärmstens empfehlen.Natürlich habe ich bisher nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten ausgeschöpft und probiere mich auch immer wieder an neuen Köstlichkeiten.

Grüße von der Jungimkerin Julia, ihrem Imkerpaten Gerhard und ihren Wabenhelden.